Natürlich ist Thermopapier keine Alternative zu Normalpapier. Dieses unsägliche Thermopapier - es reagiert ja dummerweise nicht nur auf Hitze, sondern zum Beispiel auch auf eine ganze Reihe von haushaltsüblichen Chemikalien, wie Ethanol, Aceton, bestimmte Putzmittel, bestimmte Rauschmittel, und vor allem auf die sogenannten Weichmacher aus PVC-Kunststoffen - Und wer ein wichtiges Faxdokument in die falsche Prospekthülle stopft, kann schon am nächsten Tag sein "weißes Wunder" erleben...
Aber der Thermodruck hat auch ein paar echte Vorteile: Keine Mehrkosten für Tinte oder Toner, insgesamt eine recht saubere Angelegenheit. Das Druckverfahren ist angenehm geräuscharm und relativ schnell (ich sagte 'relativ'!).
Der Papiervorschub älterer Fax-Geräte ist meistens sehr robust und zuverlässig ausgelegt.
Als ich neulich einen altgedienten "Fernkopierer AF310" (Telekom, Anfang der 90er), samt Jahresvorrat Fax-Rollen geschenkt bekam, war ich zunächst einmal positiv überrascht, wie gut dieses Gerät die mehr als zehn Jahre im täglichen Büroeinsatz überstanden hatte. Nach einer Grundreinigung aller papierführenden Teile mit einem alkoholgetränkten Tüchlein sah der Thermokopf wieder wie neu aus - und er funktionierte sofort wieder (Testmodus).
Das brachte mich auf die Idee, den Kasten als Ausgabegerät am PC für "temporäre" Audrucke einzusetzen. Also Listings, Korrekturfahnen, sensible Übersetzungen usw. - Alles Dokumente, die man nur ausdruckt, um damit zu arbeiten, um Notizen und Anmerkungen zu machen, am besten in einer gemütlichen Sitzecke, ganz "offline", mit einem Stapel Bücher und einer Katze.
Für eine angenehm lesbare Textdarstellung auf Thermopapier reicht die grafische Auflösung moderner Faxgeräte, das sind etwa 200 dpi, allemal aus.
Schaltpläne oder eine spezifische Umbau-Anleitung für Faxgeräte waren im Weltnetz mal wieder nicht aufzutreiben. Schnell wurde klar, dass der unkomplizierte Weg wohl über den
TAE-Anschluss des Faxgerätes und über ein
faxtaugliches Modem führen würde. Mit einem einfachen Adapterkabel ist es dabei natürlich nicht getan; man muss dem Fax schon einen Anruf aus dem Telefonnetz vorgaukeln, und anschließend einen sauberen Linienstrom für Fax und Modem bereitstellen.
Falls noch jemand die fixe Idee hatte, ein Fax als PC-Drucker einzusetzen, stelle ich hiermit gern meine (mittlerweile jahrelang erprobte) Schaltung zur Verfügung.
Funktionsprinzip der Modem-Fax-Kopplung
Minimallösung zur Kopplung zwischen einem faxtauglichen Modem und einem analogen Faxgerät: Es wird lediglich eine Rufwechselspannung für das Faxgerät generiert und der Schleifenstrom für beide Geräte bereitgestellt.
Ein Anruf wird immer vom Modem aus eingeleitet: Sobald sich das Modem aufschaltet, erkennt der Modem-Fax-Koppler dies und sendet dem Faxgerät erst einmal ein Wecksignal. Darauf reagiert das Faxgerät (automatische Betriebsart vorausgesetzt), indem es nun ebenfalls "abhebt".
Beide Geräte liegen in Serienschaltung mit einer strombegrenzten Gleichspannungsquelle. Durch Fax und Modem fließt der benötigte Linienstrom von maximal 20mA. Für beide Geräte sieht es nun so aus, als hätten sie sich erfolgreich auf das Telefonnetz bzw. eine Nebenstellenanlage ohne Freizeichen aufgeschaltet.
Das Fax pfeift seine 2100-Hz-Kennung ("Ich bin eine nichtsprechende Gegenstelle"). Das Modem pfeift auf's Freizeichen und wählt auch keine großartige Rufnummer (beides sollte man in den DFÜ- bzw. Fax-Einstellungen entsprechend wegkonfigurieren).
Nach wenigen Sekunden fröhlichen Trällerns haben sich beide Geräte auf ein Protokoll geeinigt, und dann kann's auch schon losgehen mit der eigentlichen Fax-Übertragung!
Voraussetzungen beim Faxgerät
Das Fax muss ein gängiges Faxprotokoll beherrschen, welches auch von der Fax-Software bzw. vom Modem unterstützt wird.
Das Fax muss einen Automatik- oder Bereitschafts-Modus bieten (Standard). Die Anzahl der Klingelzeichen, nach der das Fax "rangeht", sollte auf "1" eingestellt sein - bereits nach dem ersten Klingeln nimmt das Faxgerät den Anruf entgegen.
Voraussetzungen am PC
Ein analoges "Voice/Data/Fax"-Modem muss an einem freien COM-Port angeschlossen sein und treibermäßig unterstützt werden.
(Diese Treiber, und manchmal auch eine mehr oder weniger komfortable Fax-Software, befinden sich zum Beispiel auf der zum Modem mitgelieferten CD-ROM, die man hoffentlich noch parat hat...)
Richtig komfortabel wird die Nutzung über einen Fax-Druckertreiber. Damit kann man dann aus jeder Windows-Anwendung heraus ganz bequem über "Datei > Drucken > Name: [Name des Fax-Druckertreibers]" eine oder mehrere Fax-Seiten senden. Wegen der Vielzahl unterschiedlicher Lösungen kann ich hier keine Empfehlung geben. Ich habe auf einem W'98-System einfach das genommen, was gerade an Faxtreibern verfügbar war.
Vorsicht!
Bei dieser Schaltung können nicht nur an den Primäranschlüssen des Netztrafos lebensgefährliche Spannungen auftreten. Die Sekundärseite des kleineren Trafos, welcher die Rufwechselspannung bereitstellt, liefert auch mit spannungsbegrenzender Glimmlampe noch eine Spitzenspannung von ca. 80 Vss. Wer die Schaltung nachbauen will, sollte daher entsprechend umsichtig vorgehen. Dann kommt auch niemand ums Leben.
Für den Prototyp habe ich, wie man in Bild 2 sehen kann, einige eher "großzügig dimensionierte Teile" aus der Bastelkiste verwendet.
Es steht außer Zweifel, dass man so ein Gerät mit neueren Bauteilen noch erheblich kompakter aufbauen könnte. Die Außenabmessungen des hier verwendeten Gehäuses betragen aber auch nur bescheidene 140 x 70 x 50 mm ...
Bild 2: Prototyp der Modem-Fax-Kopplung
Energiespar-Tipp
Der Bereitschafts-Stromverbrauch von Fax-Geräten (und Druckern) kann etliche Watt betragen. Das ist nach heutigen Maßstäben wohl kaum noch zu rechtfertigen. Und wenn man solche Geräte über den eingebauten Schalter ausschaltet, ist der Netztrafo oder das Netzteil oftmals nicht wirklich vom Netz getrennt. Permanente Blindleistung, Brandgefahr und herausgeschmissenes Geld für den sinnlosen Stromverbrauch.
Also auch hier: Alle Zusatzgeräte, die nicht ständig benutzt werden (insbesondere Drucker), über eine gesonderte Steckdosenleiste mit Schalter ans Netz hängen. Runter vom Netz, wenn man es gerade nicht braucht, das ist die Devise! Übrigens: Im Gegensatz zu sogenannten modernen Druckern verkraften Fax-Geräte das harte Ein- und Ausschalten in der Regel problemlos.
Konfigurierungs-Tipps für Fax-Modem
- Option "Auf Freizeichen warten" in jedem Fall deaktivieren.
- Keine Rufnummer oder maximal eine Ziffer wählen (ggf. nur Pausenzeichen setzen).
- Tonwählverfahren MFV/DTMF statt IWV (Impulswählverfahren), falls Wählen umvermeidbar.
- Fax-Software so einrichten, dass möglichst wenig Protokoll-Überhang besteht.
- Höchste Fax-Übertragungsrate (z.B. 14.400 Bd) einstellen, dass schnellstmögliche Übertragung ausgehandelt wird.
- Für erste Tests den Modem-Lautsprecher eingeschaltet lassen, dann kann man mitverfolgen, ob die Kommuniktion klappt (oder an welcher Stelle es hakt).