2020-10-14 | Katzenloggia
Katzenloggia

Oktober 2020. Der vielleicht blödste Sommer der Menschheitsgeschichte geht vorbei. Aber mein Auftrag, der Mieze einen eigenen Balkon für's Dachfenster zu bauen, steht noch aus. Das wird nun endlich nachgeholt. Claire beaufsichtigt die Arbeiten gewissenhaft und gibt Anweisungen.

Fortgeschrittene Bauphase. Seitenwände und Dach sind sogenannte Hohlstegplatten aus glasklarem Polycarbonat, der Rahmen aus Aluminiumprofilen. Diese Materialien musste ich im Baumarkt für eckiges Geld kaufen. Bodenplatte, Edelstahlschrauben und Kleinkram wurden anderweitig beschafft. Viele Arbeitsstunden und ruinierte Feinsägeblätter später: Eine überraschend leichte und stabile Konstruktion ist entstanden. Diese exquisite Aussichtsplattform bietet der Diva 65x50x30 cm Freiraum und wiegt allein nur 4 kg.

Front-Gitter nachgerüstet, Teppich ausgelegt. Meine Sorge, dass sich Claire eingeengt fühlen oder die Materialien doof finden könnte, war offensichtlich unbegründet. Sie findet's hochinteressant und hat den unfertigen Aufbau sogar schon als Schlafplatz genutzt. Wirkt etwa die Kombination aus organischen und anorganischen Materialien wie ein kosmischer Energiesammler? Wenn sich später andauernd die Wolken über uns türmen, wissen wir mehr... #orgonakkumulator #wilhelmreich #cloudbuster

Einer der ersten Außeneinsätze. Ende Oktober noch schön sommerlich draußen. Die Plattform liegt unter Zwischenlage eines Gummistreifens wohlbalanciert auf dem Fensterrahmen. Die Querstange verhindert, dass das Gerät nach draußen rutscht und in die Tiefe stürzt. Zur Stabilisierung kann das aufgeklappte Veluxfenster von oben auf die Plattform drücken. Da kippelt und verrutscht nichts. Bin gar nicht überrascht, wie gut jetzt alles zusammenpasst.

Auf- und Abbau gehen bequem von der Hand. In der Ruhe liegt die Kraft. Damit die Kanten nicht gegen den Fensterrahmen bollern, habe ich einige Punkte vorerst mit Heißkleber abgepolstert. Sobald ich die Plattform aufbaue, kommt Claire auch schon angejagt und springt vom 70 cm tiefer gelegenen Tisch direkt hinauf. Und wieder herunter, wenn es ihr draußen zu windig wird. Normalste Sache von der Welt. Die Grübelei wegen einer „Showtreppe“ hätte ich mir komplett sparen können!

Katzenloggia offiziell in Dienst gestellt. Während unsere menschlichen Freiheiten im kollektiven Corona-Knast für die Katz' sind, bekommt die Katz' neue Freiheiten. Nun kann Claire den scharfen Blick auf alles richten, was sich da unten so tut. Raschelbüsche, Eichhörnchen, komische Vögel, die im „Home-Office“ Produktivität vortäuschen. Als ob man auf'm Balkon mit Klapprechner ernsthaft arbeiten könnte. Und was drängt sich da meinem Feldstecher auf? Windows 10... ich kotz' gleich. Guck' mal, Claire, die andere Katze ist auch wieder draußen! (Nicht dasse sich dafür interessiert hätte...)
Zusammenfassung
Vorgestellt wurde eine innovative Aussichtsplattform für Hauskatzen, die gern mal Draußen-Luft schnuppern, dies aber mangels eigenem Balkon in der Dachwohnung nicht so ohne Weiteres tun können.
Die Vorrichtung in Leichtbauweise ist für die Breite eines Dachfensters ausgelegt und kann innerhalb weniger Sekunden installiert werden, da sie lediglich auf dem Fensterrahmen aufliegt. Dank günstiger Gewichtsverteilung und einem Ausleger mit Querstange wird das Ganze recht stabil und sicher.
Das Frontgitter bietet der Mieze einen sagenhaften Panoramablick und sorgt für reichlich Frischluft. Transparente Seitenwände schützen vor dem Wind und verhindern ein Überklettern. (Abenteuerlustige Katze trotzdem lieber nicht unbeaufsichtigt lassen.)
Kurze Regenschauer sind kein Problem. Wenn es aber aus Kübeln gießt, kann die Plattform auch schnell wieder abgebaut und das Fenster geschlossen werden.
Das vorgestellte Konzept ist für eine typische Dachneigung um 45° ausgelegt. Gegebenenfalls muss die Länge der Ausleger und die Breite der Querstange an die Leibung des Fensters angepasst werden. Der Selbstbau ist mit mäßigen handwerklichen Fähigkeiten möglich. Die Materialkosten lassen sich unter 50 € halten. Nachbau und Benutzung auf eigene Gefahr.
Die nur 5 verschiedenen Materialien, welche hier verbaut wurden, lassen sich später problemlos wiederverwerten.
Dies war mein Alternativvorschlag zu den zweifelhaften Basteleien mit „Katzennetz“ oder käfigartigen Konstrukten für Normalfenster, welche an anderer Stelle im Netz zu finden sind. Eine ausgearbeitete Bauanleitung wird es für dieses Projekt der Liebe nicht geben. Technische Rückfragen beantworte ich widerwillig.