2020-05-01 | Kilobratstunden
Kilobratstunden
Haushaltstipps? Na klar! Sehe ich als Teil meiner journalistisch-redaktionellen Arbeit laut Medienstaatsvertrag. Hier ganz ohne Zwangsabzocke und gleichgeschalteten Propagandamüll.
Alltagsfrage: Wie viel Energie kostet mich das Braten, Backen, Kochen mit elektrischem Strom?
Die Versuchsanordnung:
Digitales Verbrauchsmessgerät „Peaktech 9024“ [1] - misst Leistung, Betriebsdauer und Arbeit (Energie)
Pfanne - Gusseisen, Durchmesser 22 cm, mit Glasdeckel
Töpfe - Stahl, emailliert, 14 und 17 cm, passende Deckel
E-Herd - Kochfeld mit kleiner und großer Platte
Wasserkocher - 750 Watt
Mikrowelle - 960 Watt
Mini-Ofen - 700 Watt
u. a.
Die Verbräuche:
- Mikrowelle: Große Tasse (250 ml) Milch/Kakao trinkfertig erhitzen (< 50 °C)
< 0,02 kWh
- Mikrowelle: Große Tasse Wasser für Tee/Kaffee aufheizen (> 75 °C)
< 0,04 kWh
- Mikrowelle: Tütensuppe in Müsli-Schale gekocht; 1/2 Intervall, ca. 10 Minuten
ca. 0,05 kWh
- Mikrowelle: Chips aus geschnittenen Kartoffelscheiben, Rundeinsatz, ca. 6 Minuten
0,03 kWh
- Kl. Platte: Kartoffeln („Liliana“, festkochend, mittelgroß) 6 Stk. in ca. 1 L Wasser
< 0,19 kWh
- Kl. Platte: Kartoffeln („Lea“, festkochend, Bio) 6 Stk. in ca. 0,8 L Wasser
< 0,15 kWh
- Kl. Platte: Kartoffeln („Princess“, festkochend, klein) 8 Stk. in nur 0,7 L Wasser
< 0,14 kWh
- Kl. Platte: Portion Nudeln für eine Person, 0,5 L Wasser, 6 Min.
< 0,10 kWh
- Kl. Platte: Gefrier-Grünkohl (450 g) mit etwas Brühe erhitzen und ziehen lassen, 30 Min.
< 0,15 kWh
- Gr. Platte: Vier dünne Pfannekuchen, mittlere Stufe (800 W)
ca. 0,18 kWh
- Gr. Platte: Vorgegarte Chicken-Dinger in der Pfanne fertigbraten, 10-12 Minuten
ca. 0,21 kWh
- Gr. Platte: Vegetarische „Burger-Paddies“ scharf mit viel Öl angebraten, 10 Minuten
ca. 0,20 kWh
- Gr. Platte: Bratkartoffeln (roh), in der Gusseisernen mit Glasdeckel, 10 Minuten
ca. 0,35 kWh
- Gr. Platte: Putengeschnetzeltes in der Pfanne m. Soßenbausatz von Knurr
> 0,40 kWh
- Gr. Platte: Pfannen-Brot backen; ca. 1 Stunde auf mittlerer Stufe mit Deckel
(Anm.: Weizenmehl-Hefeteig. Ergibt eine Art Fladenbrot.)
> 0,50 kWh
- Gr. Platte: Fischfilets oder Fischstäbchen, tiefgefroren, tw. mit Deckel gegart u. gebraten
< 0,20 kWh
- Toaster (800 Watt), zwei Scheiben mittlerer Bräunungsgrad...
ca. 0,02 kWh
- Wasserkocher (800 Watt); 3/4 Liter Leitungswasser von 15 °C zum Kochen gebracht, ca. 4 Minuten
< 0,07 kWh
- Mini-Ofen (700 Watt) - TK-Pizza!!!
< 0,30 kWh (DAS hat mich positiv überrascht!)
- Mini-Ofen (700 Watt) - Selbstgemachte Pizza (Hefeteig)
< 0,50 kWh
- Mini-Ofen, kleines Brot backen, 1 Std. höchste Stufe, 1/2 Std. Resthitze
< 0,70 kWh
(Hat jemand Erfahrungen und Messwerte zu einem sogenannten Brotbackautomat? Bitte melden!)
- Staubsaugen (600 W) ca. 10 Minuten
ca. 0,10 kWh
(Dies entspricht überraschenderweise genau dem rechnerischen Wert. Bei einem E-Motor hätte ich mehr Abweichungen wegen Blindleistung erwartet, aber vielleicht hat der Uralt-Staubi noch fette PFC-Kondensatoren eingebaut?)
Die Liste wird bei losen Gelegenheiten erweitert.
Zum Vergleich:
- Spaß-PC mit 19-Zoll-Widescreen und integriertem Audioverstärker - max. 50 Watt (ohne Netzwerk)
ca. 0,05 kWh pro Betriebsstunde
- Arbeits-PC einschl. 17-Zoll-LCD einschl. DSL-Router - 35 Watt
ca. 0,03 kWh pro Betriebsstunde
Oder anders gesagt: Einmal Butterbrot oder Müsli statt Eintopf aus der Mikrowelle; von der gesparten Energie kann der Compi glatt eine Stunde länger laufen!
Vorläufiges Fazit
Schnelles Aufwärmen fällt kaum ins Gewicht. Ein nennenswerter Verbrauch beim Braten, Backen, Kochen entsteht immer nur bei sehr lang andauernden Vorgängen.
Auch nicht ganz überraschend; wieviel Energie sich einsparen lässt, wenn man die Physik mit einbezieht... Wer hätte gedacht, dass zügiges Arbeiten, frühzeitiges Herunterschalten, Topfdeckel verwenden, Wassermengen reduzieren, Restwärme nutzen, wirklich was bringt...?!
Informativer, als irgendwelche „Energieeffizienzklassen“ (Ihr wisst schon, das ist dieser EU-Schwachsinn, der sich unsinnigerweise auf „das beste Gerät einer Kategorie“ bezieht, eine doch sehr kurzlebige Aussage, ganz auf die kranke Wegwerf- und Neuanschaffungs-Mentalität dümmstmöglicher Konsumenten zugeschnitten), ist der Blick aufs Typenschild oder in die Bedienungsanleitung. Irgendwo muss eine Nennleistung unter standardisierten Betriebsbedingungen drin stehen.
Noch besser: Leistungen und Verbräuche unter realen Nutzungsbedingungen selber messen! Dank modernster Energiemessgeräte muss heute niemand mehr den komplizierten Dreisatz bemühen... Einmal den aktuellen Stromtarif einprogrammiert, schon zeigt Dir das Ding quasi in Echtzeit an, wie Dein Geld auf anspruchsvolle Weise verbrennt!
Kommentar
Mein Jahresstromverbrauch liegt in der Gegend um 650 bis 700 kWh. Das ist im Vergleich zu den obszön hoch angesetzten Durchschnittswerten für Einpersonen-Haushalte (1200-2400 kWh!!!) eher wenig... Von mir aus darf's aber gern noch weniger werden. Schließlich muss ich den immer teurer werdenden Ökostrom selbst bezahlen.
Erzählte nicht neulich wieder so ein Politheini was davon, dass der Strom aus Erneuerbaren „dank Energiewende immer billiger“ werde? Wann beginnt denn diese imaginäre Energiewende? Wie kann es sein, dass in einem Land mit nahezu gleich gebliebener Bevölkerungsdichte und beeindruckenden technischen Effizienzsteigerungen der Stromverbrauch [2] weiterhin so abartig hoch ist?
Einmal mehr haben Wachstumswahn und Rebound-Effekt [3] den Klimaschutz zunichte gemacht...
Und wann ist eigentlich mal Schluss damit, dass gewerbliche Großverbraucher ihren Strom zu steuerlich ermäßigten Tarifen bekommen? Warum mussten die nie eine EEG-Umlage zahlen? Woher soll die Wertschätzung für die Edelenergie Strom und für die mit ihrer Hilfe produzierten Güter kommen, wenn es bei hohem oder gigantischem Verbrauch sogar wieder billiger wird? [4]
Jeder Haushaltskunde kennt das: Sämtliche Einsparungen beim Strom wurden in den letzten Jahren sofort wieder durch Preissteigerungen aufgefressen. Zudem ist man auch als Ökostrombezieher im gemeinsamen Netz dem perversen Geschacher an der Strombörse ausgesetzt. So müssen wir uns dank 'Merit-Order' [5] weiterhin mit Preisen abfinden, die von den teuersten Kraftwerken am Netz bestimmt werden. Das ist wie ein Stiefeltritt, mit Stollen, ins Gesicht all jener, die schon vor Jahren ihre ethisch motivierte Entscheidung gegen Kohle und Gas und für die Erneuerbaren getroffen haben und die vage Hoffnung hatten, damit eine „Energiewende“ voranzubringen.
Ich muss zugeben, einerseits habe ich vom Kapitalismus nichts anderes erwartet, als so eine zynische Betrugsmasche. Ökostrombezieher co-finanzieren letztlich ein „Weiter-So“. Anderseits glaube ich noch immer fest daran, dass sich Energieeffizienz und Erneuerbare irgendwann durchsetzen und auszahlen werden. Ob dies auf friedlichem Weg geschehen wird, sei dahingestellt. Mit Sicherheit müssen erst einmal die Konzerne von der Bildfläche verschwinden und die Strukturen gründlich umgekrempelt werden, bevor es wieder besser wird. Ohne eigenes Kraftwerk bleibt es also auch für mich erst einmal dabei: Nur die eingesparte Kilowattstunde schont Klima, Geldbeutel und Nerven!
- https://www.reichelt.de/de/de/index.html?ACTION=446&LA=446&nbc=1&q=energiekostenmessger%C3%A4t%20digital Aktuelle Verbrauchsmessgeräte gibt's für unter 20 Euro z. B. hier:
- https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/stromverbrauch Statistik vom Umweltbundesamt zum Strombedarf:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Rebound-Effekt_(%C3%96konomie) Rebound-Effekt:
- https://www.entega.de/strompreisentwicklung/ Zur Entwicklung der Strompreise:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order Zum Strommarkt: